Statische Sicht der Logischen Werkzeugebene

Auf der logischen Werkzeugebene stehen die Anwendungsbausteine im Mittelpunkt. Anwendungsbausteine unterstützen Aufgaben und verarbeiten, speichern und transportieren Daten, die Objekte bestimmter Objekttypen repräsentieren. Besonders wichtiger Aspekt dieser Ebene ist, wo Objekttypen logisch gespeichert werden und wie Anwendungsbausteine kommunizieren müssen, um zu gewährleisten, dass bei der Durchführung der Aufgaben der benötigte Zugriff auf Informationen gesichert ist.

Anwendungsbausteine (engl. application component) sind Werkzeuge der Informationsverarbeitung, die von den Nutzern des Krankenhausinformationssystems unmittelbar oder mittelbar für die Erledigung der Aufgaben des Krankenhauses verwendet werden. Ein Anwendungsbaustein kann die Erledigung einer oder mehrerer Aufgaben ganz oder auch jeweils nur teilweise unterstützen. Im letzteren Fall unterstützen möglicherweise mehrere Anwendungsbausteine gemeinsam die Erledigung einer bestimmten Aufgabe. Anwendungsbausteine gehören zu den logischen Werkzeugen. Zur Realisierung eines logischen Werkzeugs der Informationsverarbeitung sind physische Werkzeuge erforderlich (siehe Statische Sicht der Physischen Werkzeugebene). Im Gegensatz zu den logischen Werkzeugen, sind diese - wie z.B. ein Arbeitsplatzrechner - zwar physisch greifbar - aber unmittelbar, d.h. ohne installierten Anwendungsbaustein, für den Nutzer als Werkzeug nicht nutzbar.

Ein Anwendungsbaustein wird realisiert durch Falls für ein Anwendungsbaustein ausschließlich der erste Fall gilt, wird der Anwendungsbaustein als rechnerbasiert, sonst als papierbasiert bezeichnet. Anwendungsbausteine können durch folgende Begriffe näher beschrieben werden:

Anmerkung: Der Zusammenhang Anwendungsbaustein - Anwendungsprogramm - Softwareprodukt soll an folgendem Beispiel verdeutlich werden: Wenn ein Krankenhaus z.B. ein Archivverwaltungssystem für Patientenaktenarchive, nennen wir es ArchiMed, von der Firma Graecia GmbH kauft, ist das Archivverwaltungssystem zunächst 'leer'. Die Disketten oder CD-ROMs, die an andere Krankenhäuser ausgeliefert werden, haben üblicherweise denselben Inhalt. Die krankenhausspezifischen Anpassungen müssen erst noch durchgeführt werden, z.B. muss parametriert werden, d.h. mit Daten 'gefüllt', wie die Akten sortiert werden, welche Abteilungen es gibt mit welchen Kostenstellennummern, auch natürlich, wie das Krankenhaus heißt, damit der Name auf dem Bildschirm oder auf Briefen erscheinen kann. Nach diesen Anpassungen - auch Adaptierung genannt -, der Installation und der Inbetriebnahme, wird aus dem Softwareprodukt ArchiMed der Firma Graecia GmbH ein für dieses Krankenhaus spezifischer und nutzbarer Anwendungsbaustein, der etwa mit ARCHIV bezeichnet werden kann.

Anmerkung: Dasselbe Softwareprodukt kann mehrfach auf demselben oder unterschiedlichen Rechnern installiert werden. Dadurch entstehen unterschiedliche Anwendungsbausteine. Im Falle mehrfacher Installation auf verschiedenen Rechnern und jeweils identischer Adaptation lassen sich die Anwendungsbausteine (ausschließlich) durch die physischen Rechnersysteme unterscheiden, auf denen sie installiert sind. Ist ein Softwareprodukt mehrfach mit identischer Adaptation auf dem selbem Rechner installiert, ist eine Unterscheidung nicht so ohne weiteres möglich.

Abb. 1 zeigt das Metamodell der logischen Werkzeugebene eines Krankenhausinformationssystems. Die gepunkteten Klassen und Assoziationsbeziehungen zeigen den Zusammenhang zwischen Fachlicher Ebene und Logischer Werkzeugebene (vgl. Inter-Ebenen-Beziehungen).


Abb. 1: Das Metamodell der Logischen Werkzeugebene. Gepunktete Linien und Symbole repräsentieren Inter-Ebenen-Beziehungen.

Ein Beispiel einer logischen Werkzeugebene eines Krankenhausinformationssystems findet sich in Abb. 2. Die abgerundeten Rechtecke zeigen hier Anwendungsbausteine, die kleinen Ovale innerhalb der Anwendungsbausteine zeigen die Bausteinschnittstellen. Die gerichteten Kanten zwischen Bausteinschnittstellen unterschiedlicher Anwendungsbausteine repräsentieren die Kommunikationsbeziehungen.

Der linke Teil der Abbildung zeigt den rechnerunterstützten Teil eines Krankenhausinformationssystems: ein Patientenverwaltungssystem (PVS), ein Radiologie-Informationssystem (RIS), ein Labor-Informationssystem (LIS), ein Kommunikationsserver (KomServ), ein Krankenhausverwaltungssystem und weitere nicht näher spezifizierte Abteilungsinformationssysteme. Der rechte Teil zeigt papierbasierte Anwendungsbausteine, die (papierbasierte) Post und einen papierbasierten klinischen Arbeitsplatz.

Dieses Beispiel ist vereinfacht und fiktiv. Allerdings zeigt es eine ganz typische Situation. Während die Krankenhausverwaltung und die Funktionsbereiche durch rechnerbasierte Anwendungsbausteine unterstützt werden, existieren für typische klinische Aufgaben lediglich papierbasierte Anwendungsbausteine. Für die Kommunikation zwischen den rechnerbasierten Anwendungsbausteinen ist ein Kommunikationsserver verfügbar, der aber offensichtlich nicht von allen Anwendungsbausteinen genutzt wird oder genutzt werden kann. Als Konsequenz werden auch proprietäre Bausteinschnittstellen gebracht. Die Tatsache, dass typische klinische Aufgaben nicht durch rechnerbasierte Anwendungsbausteine unterstützt werden erfordert eine große Anzahl Bausteinschnittstellen zwischen dem rechnerunterstützten Teil des KIS und dem nicht rechnerunterstützten Teil, die zu Problemen beispielsweise hinsichtlich Medienbrüchen, führen können. Solche Digital-Analog-Schnittstellen werden z.B. durch Drucker und Belegleser bzw. der entsprechenden Software realisiert


Abb. 2: Beispiel einer Logischen Werkzeugebene